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Europäischer Rat beschließt Online-Plattform für Schengen-Visa

Der Europäische Rat hat die Umsetzung der neuen Online-Plattform für Schengen-Visa mittels einer Verordnung beschlossen. Die Digitalisierung des Visumverfahrens im Schengen-Raum ist Teil des viel diskutierten Asyl- und Migrationspakts und soll die Visavergabe im Schengen-Raum modernisieren. Bisher sind die Schengen-Verfahren ein immenser Papieraufwand, da zwar die Unterlagen zur Vorabprüfung und Terminvergabe digital eingereicht werden können, im Botschaftstermin aber dann trotzdem eine Überprüfung der physischen Unterlagen stattfand. Hierzu sind meist zahlreiche Dokumente in mehrfacher Ausführung einzureichen. Dies gilt selbst dann, wenn der Antragsteller bereits zahlreiche Schengen-Visa in der Vergangenheit erhalten hat. Die neue Online-Plattform für Schengen-Visa soll diese aufwändigen Prüfungen vermeiden, das Verfahren effizienter machen und so langfristig Bearbeitungszeiten reduzieren und die total überforderten Botschaften entlasten. Auch versprechen sich Rat und Kommission eine deutliche Kostenreduzierung und mehr Sicherheit. Insofern könnten die kryptografisch signierten 2D-Strichcodes im Vergleich zu den physischen Visamarken wesentlich schwerer zu fälschen sein. 


Die neue Plattform wird es ermöglichen, die notwendigen Dokumente online hochzuladen und dann durch Eingabe der jeweiligen Informationen einen automatisierten Visumantrag zu stellen. Das System soll dann automatisch die Zuständigkeit prüfen und den Antrag dann an den zuständigen Schengen-Staat übermitteln. Sobald der Visumantrag von den Schengen-Ländern geprüft wurde, kann die Visumgebühr auf der neuen Visumplattform online bezahlt werden. Anschließend wird die Entscheidung im Online-System hochgeladen. Das Erscheinen in der Botschaft zur Dokumentenprüfung soll grundsätzlich wegfallen und nur noch zur erstmaligen Abgabe der biometrischen Daten oder beim Erhalt neuer Reisedokumente notwendig sein.


Ein ähnliches technisches System ist momentan schon mit der VIDEX-Webanwendung für Schengen-Visa bekannt. Im Unterschied zum VIDEX-Formular wird bei der neuen Plattform allerdings nicht nur eine Antragstellung, sondern auch eine automatische Weiterleitung der Anträge an den zuständigen Mitgliedstaat erfolgen, der den Antrag dann bearbeitet. Ein ähnliches System hat sich in Deutschland schon für die Beantragung von nationalen Aufenthaltserlaubnissen etabliert. So ist es etwa inzwischen in Berlin möglich, die Blaue Karte EU in einem reinen Online-Verfahren zu beantragen. Auch Visa für die Blaue Karte EU können inzwischen in Deutschland online beantragt werden, allerdings ist die Antragstellung auf einzelne Botschaften in Australien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, China, Indien, Serbien und einigen europäischen Ländern beschränkt. 


Die tatsächliche Einführung der neuen Schengenvisum-Onlineplattform wird sich allerdings noch etwas hinauszögern. Die Plattform ist technisch noch nicht fertiggestellt und auch noch nicht von den Mitgliedstaaten beschlossen. Im Übrigen sieht die vom Europäischen Rat beschlossene Verordnung einen Übergangszeitraum von sieben Jahren für die Einführung der Visumsplattform vor. Bis Antragsteller sich also die stressige Terminbuchung und aufwändige Dokumentensammlung ersparen können, werden noch einige Jahre vergehen.


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