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Aufenthalt Ukrainer in Deutschland
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Hier erfahren Sie alles zum temporären Schutz von Ukrainern in Deutschland.
Hier erfahren Sie ...
in welchen Fällen der temporäre Schutz für Ukrainer gilt
wie Sie eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG in Berlin beantragen
ob Sie mit dem temporären Schutz eine Blaue Karte erhalten können
ob Sie mit temporären Schutz aus Polen nach Deutschland kommen können
Autor
Rechtsanwalt
Lesezeit
12 Min.
Veröffentlichungsdatum
14.01.2025
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Inhaltsverzeichnis
1. Temporärer Schutz für Ukrainer
2. Wer kann eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG erhalten?
3. Temporärer Schutz für Ukrainer in Berlin
3.1 Zuweisungsentscheidung LAF Berlin
3.2 Erforderliche Dokumente temporärer Schutz
3.3 Rechte und Pflichten mit temporärem Schutz (TPS)
4. Verlängerung temporärer Schutz Ukraine
5. Blaue Karte EU mit temporärem Schutz Ukraine
6. Mit temporären Schutz aus Polen nach Deutschland
7. FAQ Ukraine
Aufenthaltssituation für Ukrainer in Deutschland
Der Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass über eine Million ukrainische Staatsangehörige nach Deutschland geflüchtet sind (siehe statista zur Ukraine Migration seit Februar 2022). Viele von ihnen haben eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG erhalten (sogenannte “Temporary Protection (TPS”)). Diese wurde ursprünglich bis zum 4. März 2025 gewährt. Aufgrund verschiedener Entscheidungen der EU-Staaten wurde der vorübergehende Schutz jedoch mehrmals verlängert. Doch was bedeutet das in der Praxis? Müssen Ukrainer ihre Aufenthaltserlaubnis verlängern? Welche Rechte haben sie in Deutschland? Können Ukrainer eine Blaue Karte EU erhalten? Ist es möglich, den temporären Schutz von Polen nach Deutschland zu übertragen? Hier finden Sie alle wichtigen Informationen.
1. Temporärer Schutz für Ukrainer
§ 24 AufenthG (Aufenthaltsgesetz) ist die deutsche Umsetzung der EU-Massenzustromsrichtlinie (2001/55/EG). Er ermöglicht eine schnelle und unbürokratische Erteilung eines vorübergehenden Schutzstatus für Geflüchtete aus der Ukraine – ohne individuelles Asylverfahren. Der temporäre Schutz (TPS) ist in Deutschland eine Konsequenz aus den bisherigen Massenfluchtverfahren. So war die deutsche Migrationsverwaltung etwa mit der Flüchtlingswelle aus Syrien im Jahr 2015 massiv überfordert, sodass dieses Mal für Ukrainer die Verwaltungsverfahren erheblich vereinfacht wurden.
2. Wer kann eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG erhalten?
Laut EU-Richtlinie 2001/55/EG und § 24 AufenthG können vor allem ukrainische Staatsangehörige den Schutzstatus erhalten, wenn sie vor dem 24. Februar 2022 in der Ukraine gelebt haben (oder dort ihren Wohnsitz hatten und sich temporär im Ausland befunden haben (z.B. im Urlaub)). Auch Staatenlose und Drittstaatsangehörige, die in der Ukraine als Flüchtlinge oder unter internationalem Schutz standen, können sich auf § 24 AufenthG berufen. Außerdem gilt der temporäre Schutz auch für Familienangehörige dieser Personengruppen (Ehegatten, Kinder, Eltern, andere enge Angehörige).
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3. Temporärer Schutz für Ukrainer in Berlin
In Berlin erfolgt die Antragstellung für temporären Schutz von Ukrainern online über das Landesamt für Einwanderung (LEA). In anderen Städten müssen Ukrainer den Antrag bei der lokalen Ausländerbehörde stellen. In Berlin kann der temporäre Schutz nur erteilt werden, wenn Sie bereits eine Zuweisungsentscheidung vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) oder einer anderen Aufnahmeeinrichtung im Bundesgebiet zur Verteilung nach Berlin erhalten haben. Diese Zuweisungsentscheidung müssen Sie also entsprechend vor Kontaktaufnahme mit dem Landesamt für Einwanderung erlangen.
3.1 Zuweisungsentscheidung LAF Berlin
Der Antrag auf vorübergehenden Schutz kann dann mit der Zuweisungsentscheidung im Online-Portal des Landesamts für Einwanderung gestellt werden. Sie erhalten dabei ein PDF-Dokument als Bestätigung Ihres Antrags. Damit wird Ihnen - bis zum Termin zur Vorsprache - Ihr erlaubter Aufenthalt im Bundesgebiet und das Recht zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit bescheinigt. Wenn Sie Ihren "Online-Antrag auf vorübergehenden Schutz" gestellt haben, wird Ihnen per E-Mail ein Termin zur Vorsprache zugeschickt. Wegen der sehr hohen Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine kann es allerdings einige Zeit dauern, bis Sie den Termin erhalten. Zum Termin vor Ort bringen Sie bitte den ausgefüllten "Antrag auf Erteilung eines Aufenthaltstitels" sowie alle erforderlichen Unterlagen mit.
3.2 Erforderliche Dokumente temporärer Schutz
Für die Beantragung von temporärem Schutz sind in Berlin die folgenden Dokumente notwendig:
Zuweisungsentscheidung zur Verteilung nach Berlin
Pass oder ukrainischer Personalausweis
Bescheinigung über Ihren Online-Antrag für Geflüchtete aus der Ukraine
Wenn Sie gemeinsam mit Ihrer Familie einreisen, müssen Sie außerdem die Geburtsurkunden und eine Heiratsurkunde einreichen (falls vorhanden).
3.3 Rechte und Pflichten mit temporärem Schutz (TPS)
Personen mit einer Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG haben in Deutschland weitreichende Rechte:
Arbeitserlaubnis und Beschäftigungsmöglichkeiten
Familiennachzug (allerdings ohne Elternnachzug)
Beantragung von verschiedenen Sozialleistungen
Reisen in der EU und ggf. Umzug in andere EU-Länder
Im Vergleich zu anderen Nationalitäten sind Ukrainer in Deutschland also massiv privilegiert. Ohne Erfüllung weiterer Voraussetzungen (z.B. fester Arbeitsvertrag) ist allerdings ein dauerhafter Aufenthalt in Deutschland schwierig. Insbesondere ist es auch nicht möglich, mit der Aufenthaltserlaubnis gem. § 24 AufenthG die Einbürgerung zu beantragen (siehe § 10 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 StAG).
4. Verlängerung temporärer Schutz Ukraine
Die deutsche Ukraine-Aufenthalts-Übergangsverordnung (UkraineAufenthÜV) regelt die automatische Verlängerung von Aufenthaltstiteln für Ukrainer. Aufenthaltserlaubnisse nach § 24 AufenthG, die bisher gültig waren, bleiben automatisch bestehen. Da diese Regelung bereits mehrmals verlängert wurde, ist davon auszugehen, dass dies auch weiterhin geschieht, solange Deutschland die Ukraine offiziell im Krieg gegen Russland unterstützt. Trotzdem sollten Ukrainer mit temporärem Schutz sich bemühen, eine andere Aufenthaltserlaubnis zu beantragen (Zweckwechsel), um nicht mehr von den politischen Entscheidungen der deutschen Regierung abhängig zu sein. Für einen Wechsel kommt insbesondere ein Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken in Betracht (z.B. § 18b AufenthG).
5. Blaue Karte EU mit temporärem Schutz Ukraine
Viele ukrainische Staatsbürger, die aufgrund des Krieges nach Deutschland geflüchtet sind, fragen sich, ob sie trotz des temporären Schutzstatus nach § 24 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) eine Blaue Karte EU beantragen können. Grundsätzlich schließt das Aufenthaltsgesetz diese Möglichkeit aus, da Inhaber eines humanitären Aufenthaltstitels gemäß § 19f Abs. 2 AufenthG keine Blaue Karte erhalten können. Allerdings haben die deutschen Behörden in Reaktion auf den Ukraine-Krieg eine pragmatische Lösung entwickelt, die im Einklang mit den deutschen Regierungsvorgaben steht (siehe BMI-Schreiben vom 14. März 2022). In Berlin ermöglicht das Landesamt für Einwanderung (LEA) die Erteilung der Blauen Karte EU, wenn der Antragsteller auf den Antrag nach § 24 AufenthG verzichtet. Für diesen Prozess stellt das LEA einen speziellen Vordruck zur Verfügung, der mit dem Antrag eingereicht werden muss. Eine ebenfalls viel gewählte Lösung ist der “Umweg” über einen anderen Paragraphen (z.B. § 18b AufenthG), der dann als Grundlage eines Antrags für eine Blaue Karte EU genutzt wird. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Regelung nicht bundesweit gilt. Andere Ausländerbehörden in Deutschland können von dieser Praxis abweichen und lehnen Anträge auf Erteilung der Blauen Karte EU mit § 24 AufenthG häufig ab.
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6. Mit temporären Schutz aus Polen nach Deutschland
Viele Menschen fragen sich, ob Ukrainer mit temporärem Schutzstatus, die sich in anderen EU-Mitgliedstaaten aufhalten (z.B. Polen), nach Deutschland kommen dürfen, um hier einen Aufenthaltstitel zu beantragen. Nach den Verwaltungsanweisungen des Landesamts für Einwanderung (LEA) ist dies möglich, da Ukrainerinnen (die einen Schutzstatus in einem anderen Land haben) auch zu langfristigen Zwecken ohne Visum einreisen dürfen. Es sollte allerdings darauf hingewiesen werden, dass diese Möglichkeit durchaus risikohaft ist. Insofern verlangen manche Behörden in Deutschland für diesen Fall, dass der Schutzstatus in dem anderen EU-Land (z.B. Polen) aufgegeben wird. Auch wird argumentiert, dass die visumfreie Einreise zu langfristigen Aufenthaltszwecken von Ukrainer dem Sinn und Zweck des temporären Schutzes widerspricht. Insofern soll der temporäre Schutz für Ukrainer nicht die visumfreie Einreise zu Arbeitszwecken für Ukrainer ermöglichen, sondern lediglich den humanitären Aufenthalt.
7. FAQ
Ist es noch möglich, ein Visum in Kiew zu beantragen?
Nein, seit Kriegsausbruch bearbeitet die deutsche Botschaft in Kiew keine Visumsanträge mehr.
Kann ich als Ukrainer ein Visum in Polen beantragen?
Ja, die Botschaft in Warschau ist seit Kriegsausbruch für die Visumsanträge aus der Ukraine zuständig.
Wie lange dauert die Erteilung der Aufenthaltserlaubnis für Ukrainer in Berlin?
Wenn ein elektronischer Aufenthaltstitel ausgestellt werden muss, dauert die Beantragung der Aufenthaltserlaubnis in Berlin momentan etwa 5 bis 6 Wochen.
Was kostet die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis zum temporären Schutz in Berlin?
Die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis zum temporären Schutz ist kostenfrei.
Kann ich mit § 24 AufenthG in der EU reisen?
Ja, Kurzreisen innerhalb der EU sind visumfrei möglich, aber ein längerer Aufenthalt erfordert eine Registrierung im Zielland. Es ist außerdem darauf hinzuweisen, dass es vorkommt, dass Grenzbeamte die Einreise ohne gültige Aufenthaltserlaubnis verweigern (auch wenn dies häufig rechtswidrig ist).
Wie erfahre ich, ob der temporäre Schutz weiter verlängert wird?
Die EU gibt auf der Homepage bekannt, ob eine weitere Verlängerungsentscheidung erfolgt ist. Zuletzt wurde der temporäre Schutz bis zum 04.03.2026 verlängert (siehe EU-Entscheidung 2024/1836).
Seitenzusammenfassung
Auf dieser Seite haben Sie erfahren, welche besonderen Rechte für ukrainische Staatsangehörige in Deutschland gelten, wenn diese sich auf die Massenzustromsrichtlinie berufen können (Temporary Protection (TPS)). Dies ist der Fall, wenn am 24. Februar 2022 ein Aufenthalt in der Ukraine vorlag (oder dort ein Wohnsitz bestand). Diese Seite führt außerdem aus, wann Ukrainer eine Blaue Karte EU beantragen können und wann Menschen mit temporären Schutz in Polen nach Deutschland kommen können, um hier eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.
Weiterführende Informationen
Informationsseite deutsche Regierung für Ukraine (germany4ukraine.de)
Ukraine-Aufenthaltserlaubnis-Fortgeltungsverordnung - UkraineAufenthFGV
Literatur: NK-AuslR/Fränkel, 3. Aufl. 2023, AufenthG § 24